Auf dem Computer der Assistentin der Geschäftsführung geht eine Mail vom Geschäftsführer
ein: „Hallo, bitte überweisen Sie 48.759,35 Euro an Unternehmen XYZ. Gruß, S. Schmidt.“
So ähnlich hätte die Betrugsmasche CEO Fraud (auch „Fake-Präsident“ genannt) ein RWI-Mitgliedsunternehmen beinahe um einige tausend Euro gebracht. Alles sah täuschend echt aus. Die E-Mail kam offensichtlich vom Account des Vorgesetzten, die Bankdaten waren ordentlich aufgelistet und dennoch reagierte die Mitarbeiterin klug und fragte ihren Chef persönlich nach der vermeintlich ordnungsgemäßen Überweisung. Glücklicherweise, wie sich im Nachgang herausstellte, denn die E-Mail war gefälscht und der Chef ahnungslos.
Diese und zahlreiche andere Methoden der Cyber-Kriminalität wurden bei dem 100. RWI-Unternehmergespräch zu der in die Geschäftsräume der Riccardo Retail GmbH geladen wurde, genauso thematisiert wie die Möglichkeiten, sich vor Angriffen zu schützen. Rund 30 Unternehmer, Vertreter verschiedener Institutionen und Interessierte folgten der Einladung der Regionale Wirtschaftsinitiative Ost Mecklenburg-Vorpommern e.V. (RWI), um sich von Fachreferenten auf den neuesten Wissensstand bringen zu lassen.
CEO-Fraud, DDoS-Angriffe, Pishing – die Arten der Angriffe sind kaum überschaubar. Ebenso vielfältig wie die Methoden sind die Opfer: Das Ziel von Cyberkriminellen sind Privatpersonen, mittelständische Betriebe, Behörden oder Großkonzerne. Jörg Bruhn, Dezernatsleiter für Cybercrime beim Landeskriminalamt, stellte anschaulich die Situation in Mecklenburg-Vorpommern dar. Cyberkriminalität nehme rasant zu, wusste er zu berichten. „Genaue Zahlen können wir allerdings gar nicht festmachen“, erklärte der Experte, denn erfasst werden statistisch nur Tatbestände, die sich im Ursprung dem eigenen Bundesland zuordnen ließen. Wichtig sei, so appellierte er, seine Daten immer bestmöglich zu schützen.
Dies unterstrich auch Christian Zorn, Leiter der Abteilung Sachversicherung bei der Allianz Geschäftsstelle Neubrandenburg. Er zeigte den Anwesenden Möglichkeiten auf, die durch einen speziellen Cyber-Versicherungsschutz den Schaden umfassend abdecken können. „Die Experten sind 24/7 erreichbar und im Schadensfall sofort einsatzbereit“, berichtete er.
Erfahrungen mit dem Thema Cybercrime haben fast alle Anwesenden schon einmal gemacht; stellvertretend berichteten Sven Steffen, Geschäftsführer der Steffen Media GmbH in Friedland und Sascha Bielecke, IT-Spezialist des Neubrandenburger E-Zigaretten-Herstellers Riccardo Retail GmbH, von Angriffen auf Ihre Unternehmen.
Im anschließenden Kontaktforum der RWI-Mitgliedsunternehmen wurden die Gespräche bei einem kleinen Imbiss vertieft.
Neben dem 100. RWI-Unternehmergespräch steht für den Verein noch ein weiteres Jubiläum ins Haus – im September feiert das Wirtschaftsnetzwerk bereits seinen 15. Geburtstag.